Niederems - Reinborn
1274 Niedern-Emese, 1566 Nieden-Embß, entstand aus dem Flurnamen ,,In der nieden Emese", wobei ,,in der Emese" das ganze Talgebiet der Ems zwischen Esch und Oberems bezeichnet wurde. Kirchlich: Filiale von Esch. ,,Die Reinborn Kirch kann ohne Reparatur nicht länger frequentiert werden" (1712, Protokoll zur Kirchenvisitation). Reparatur erst 1722 beendet: ,,Aus der Reparatur war ein fast völliger Neubau geworden." 1576 muß sowohl die Escher als auch die Reinborner Kirche existiert haben: in diesem Jahr nennt sich der zeitige Pfarrer von Esch, Hoistendenn, ,,Diener beider Kirchen Esch und Reinborn".
1.Kirchenvisitation: 1594, 888 Rinnebronne in einem Weistum erwähnt, damals 8 Häuser umfassend, laut Idsteiner Heimatschau" Nr. 2, 1926. Reinborn (mundartlich: Rehbörn, R~born) verfügte bis Anfang des 18. Jahrhunderts über eine eigene Gemarkung
Bevölkerung:
Jahr
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Zusammen
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Niederems
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Reinborn
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1566
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27 Hausgesäße (ca. 120 Personen)
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19 Hausgesäße (ca. 85 Personen)
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8 Hausgesäße (ca. 35 Personen)
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1648
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6 Familien
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3 Familien
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3 Familien
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1817
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155 Personen
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1864
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220 Personen
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1895
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244 Personen
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1925
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227 Personen
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1950
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472 Personen
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1970
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599 Personen
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1984
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700 Personen
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1988
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721 Personen
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Eingebettet zwischen bewaldeten Berghängen, Wiesen und Taleinschnitten liegt der Ort Niederems mit Reinborn. Bis zum Jahre 1274 kann hier die Entstehungsgeschichte zurückverfolgt werden. Über Jahrhunderte waren Hunger, Seuchen und Kriege dafür verantwortlich, daß die Bevölkerungszahl niedrig blieb. Besonders der 30jährige Krieg dezimierte die Zahl der Haushalte auf einen Bruchteil. Ein Gang durch Niederems spiegelt anhand der Größen der einzelnen Gehöfte und Hofreiten noch heute einen Einblick der Lebensweise wieder, die auf einer kargen Landwirtschaft basierte.
Sehenswert sind die unter Denkmalschutz stehende 1000jährige Linde und das barocke Kirchlein am Reinborner Friedhof. In der Nähe findet man das Hügelgrab "Goldkessel".
Durch die Bundesstraße 275 hat Niederems eine gute Verkehrsanbindung zu den Städten Idstein und Usingen.
Niederems früher und heute:
Es sind sicher schon über tausend Jahre her, dass der erste Ansiedler in unser Tal kam. Damals sah es im Emstal noch ganz anders aus als heute. Dichter Urwald bedeckte das Land, der vom Menschen gerodet wurde und in fruchtbares Ackerland umgewandelt wurde. So entstand auf der linken Talseite der Raden.
Einige hundert Jahre später kamen neue Ansiedler hinzu und gründeten vier Hofraiten, deren einstige Lage heute noch zu erkennen ist. Es sind dies die Gehöfte Koch, Ott, Nickel und Jung. Sie liegen ungefähr in einem Halbkreis, drehen ihre Rückseiten dem Tale zu und öffnen sich nach einem gemeinsamen freien Platz, auf dem sich bis zum Bau der Wasserleitung, im Jahre 1922, ein Brunnen befand. Diese vier Hofraiten bilden den Kern des alten Niederems.
Aus dem kleinen Haufendorf entwickelte sich auf der linken Talseite eine Art Straßendorf, an dem alten Weg Esch - Niederems - Wüstems, der sich noch heute gegenüber der modernen Landstraße dort entlangzieht. Vor 350 Jahren bestand Niederems aus 10 Hofraiten an der Stelle der heutigen Häuser von Maurer, Martin, Rudolf Ott, Jung, Nickel, Reinhold Ott, Koch, Bachon, Werner Ott und Willi Dambeck. Emsbach und Diersbach flossen in nicht gefassten Betten durch das Dorf.
Unter der Linde stand ein strohgedecktes Hirtenhaus, daneben der Gemeindebackofen. Zusätzlich müssen wir uns noch die kleinen Behausungen der fast besitzlosen Leute hinzudenken.
Bis zum Dreißigjährigen Krieg 1618-1648, lag das Dorf nur auf der linken Talseite. Auf der rechten Talseite bestand nur eine Mühle, erbaut im Jahre 1450, das heutige Anwesen Dieter Bastian, wo sich noch vor einigen Jahren das Mühlrad drehte. Während des Dreißigjährigen Krieges wüten herumziehende Kriegsvölker, Hunger und Pest schwer unter der Bevölkerung und der kleine Ort Oberndorf verschwindet bis auf die Mühle ganz. Von den 18 Hausgesäßen in Niederems waren nur noch 3 vorhanden, und es dauerte etwa zweihundert Jahre, bis das Dorf seine ursprüngliche Größe wieder erreicht hatte.
Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden dann an den alten Dorfausgängen nach Esch und Wüstems und auf der gegenüberliegenden Talseite neue Häuserreihen. Die auf der rechten Talseite gelegene Häuserreihe bildete die so genannte Wassergasse, die dann später in den Jahren 1892-94 Teilstrecke der Landstraße Esch - Landstein wurde.
Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte sich das Dorf auf dieser Seite weiter und hatte bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges 250 Einwohner. lm Jahre 1925 fuhr der erste Postbus von ldstein zur Tenne und mit dem Anwachsen des Verkehrs wuchs das kleine Dorf geradezu sprunghaft. Seit 1945 wuchs das Dorf aus dem Talgrund zu den Talhängen empor und besonders im Raden wurde neues Wohngebiet erschlossen. Auch zahlreiche Heimatvertriebene haben hier eine neue Heimat gefunden.
Eine weitere Veränderung des Dorfbildes brachte 1952 der Neubau des Schulgebäudes, dem die alte Schule mit ihrem kleinen Glockentürmchen weichen musste. Der Ausbau der Bundesstraße 1961-62 verbannte den Emsbach unter die Straßendecke und auch das Gasthaus Bangert fiel der Kreuzhacke zum Opfer.
Östlich und westlich der Gemeinde verlängern zwei Industrieansiedlungen das Dorfbild. Von 1963-84 wurden in Niederems ca. 75 Wohnhäuser neu erbaut und die Einwohnerzahl beläuft sich 1984 auf etwa 700. Im Gegensatz zu früher, wo die Bevölkerung fast ausschließlich von der Landwirtschaft lebte, dominiert heute die Gruppe der Arbeitnehmer in der Sozialstruktur der Einwohner von Niederems.
Niederems 1984, Autor unbekannt.
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